Hohe Beteiligung bei der Stunde der Wintervögel / Gesamtzahl der Vögel sinkt
Stuttgart – Zur diesjährigen Stunde der Wintervögel des NABU in Baden-Württemberg haben Vogelfreundinnen und -freunde deutlich weniger heimische Garten- und Waldvögel gezählt, dafür waren reichlich Wintergäste aus dem Norden zu sehen. Im Südwesten lag die Gesamtzahl der gemeldeten Vögel pro Garten mit 36,7 sogar unter dem Bundesdurchschnitt von 37,1. Der Wert liegt deutlich unter dem langjährigen Schnitt von 41 Vögel pro Garten und bestätigt den von vielen Gartenbesitzern gefühlten Vogelmangel. „Dass die Vogelkurve seit Jahren kontinuierlich nach unten weist, unterstreicht unsere Verantwortung für die heimische Vogelwelt: Statt in kargen Steingärten kann eine artenreiche Vogelwelt nur in naturnahen Gärten leben und Nahrung finden. Besonders Arten wie die Amsel, die mit dem Usutu-Virus zu kämpfen hat, benötigt unsere Unterstützung mit heimischen Gehölzen, Vogeltränken, Naturwiesen und Blühstreifen. Sie fand im sehr trockenen Sommer kaum Regenwürmer für den Nachwuchs. Das Grünfinkensterben mahnt uns zudem zum verantwortungsbewussten Umgang mit sauberen Futterstellen“, sagt Stefan Bosch, Fachbeauftragter für Ornithologie beim NABU Baden-Württemberg.
NABU freut sich über hohe Teilnehmerzahl
Erfreulich ist für den NABU, dass sich trotz des trüben und nasskalten Wetters am Dreikönigswochenende mehr Menschen als zunächst erwartet an der Zählung beteiligten: „Fast 13.300 Menschen im Land haben mehr als 336.000 Gartenvögel in knapp 9.200 Gärten beobachtet und ihre Ergebnisse dem NABU gemeldet – das ist ein tolles Ergebnis, die Beteiligung liegt nur rund zwei Prozent unter der von 2018. Das Interesse an der Aktion bleibt hoch!“, so Bosch. Die Zahl der Zählstellen blieb dabei fast gleich. Diesen Winter gab es wesentlich mehr Meldungen von Wasservögeln – „für uns ein Indiz dafür, dass gerade auch Menschen in Städten an Stadtteichen vermehrt Vögel zählen.“
Bundesweit ging die Teilnehmerzahl bei Deutschlands größter wissenschaftlicher Mitmach-Aktion weiter nach oben: Fast 138.000 Teilnehmer haben ihre Vogelsichtungen dem NABU und seinem bayerischen Partner Landesbund für Vogelschutz (LBV) gemeldet – ein neuer Rekord.
Flaute am Futterhaus
Die Ergebnisse der Zählung erklärt Ornithologe Bosch: „Die winterliche Gartenvogelwelt bei uns im Südwesten ist von vier Faktoren geprägt: dem Zuzug von Wintergästen aus dem Norden, der Witterung am Zählwochenende, dem aktuellen Nahrungsangebot in Wald und Flur und der zurückliegenden Brutperiode. Im Trockenjahr 2018 verlief die Brutsaison für viele Vogelarten günstig. Besonders das Mastjahr 2018 sorgte draußen in der Natur für eine optimale Nahrungsgrundlage. Dies sorgte für eine Flaute am Futterhaus.“
Bei der diesjährigen Zählung behauptet der Haussperling als sesshafter und typischer Siedlungsbewohner unangefochten Platz 1, gefolgt von Kohlmeise, Feldsperling, Blaumeise und Buchfink. Sorgenkinder bleiben weiterhin Amsel (Rang 6) und Grünfink (Rang7), die beide von Infektionskrankheiten betroffen sind. Insgesamt weniger häufig kommen mehrere Meisenarten wie die Kohl-, Blau-, Sumpf-, Tannen- und Schwanzmeise in unsere Gärten, während die Sperlinge und Finken zulegen. Teils anhaltend und deutlich rückläufige Trends zeigen Waldvogelarten wie Kleiber, Buntspecht und Eichelhäher. Ein deutliches Plus gab es bei Wintergästen wie Wacholderdrossel, Rotdrossel, Erlenzeisig und Bergfink. Zu den Arten mit Positivtrend gehören auch Ringeltaube, Star und Stieglitz.
Die nächste Vogelzählung steht vom 10. bis 12. Mai an. Dann werden bei der „Stunde der Gartenvögel“ die Brutvögel in unseren Gärten und Parks erfasst. Termine in Baden-Württemberg finden Sie unter www.stundedergartenvoegel.de.