NABU: Nur zwei Wespenarten sind echte Schleckermäuler
Wasserstellen im heißen Sommer anbieten
Pressemitteilung des NABU Baden-Württemberg vom 26.6.2017
Stuttgart – Wespen sind wieder verstärkt unterwegs – doch nicht alle sind darüber glücklich. „Viele Menschen fühlen sich durch herumschwirrende Wespen gestört oder geraten gar in Panik, wenn sie ein Wespennest an ihrem Haus entdecken“, sagt Martin Klatt, Referent für Arten- und Biotopschutz beim NABU Baden-Württemberg. „Vorsicht ist zwar angebracht, doch für Panik gibt es keinen Grund“, betont Klatt. Denn von den 700 Wespenarten im deutschsprachigen Raum interessieren sich gerade mal zwei für Kaffeetisch, Grillgut oder Limonade – und kommen dem Menschen dadurch nahe.
„Nur die Deutsche und die Gemeine Wespe sind echte Schleckermäulchen“, so Klatt. So lange sie mit der Aufzucht ihrer jungen Königinnen beschäftigt sind, stören sie ihre zweibeinigen Nachbarn nicht weiter. „Ist diese Arbeit getan, kommen sie vermehrt zum Tisch und fliegen geradezu auf Süßspeisen und Säfte, Fleisch und Wurst“, sagt Klatt. Beide Arten gehören zur Gattung der Kurzkopfwespen. Als ungebetene Gäste tauchen sie auch dann auf, wenn sie in der Natur nicht genug Nahrung finden. „Dann heißt es, Ruhe bewahren und hektische Bewegungen vermeiden. Wespen stechen nur, wenn sie sich bedroht fühlen“, sagt Klatt. Um die Tiere abzulenken, kann es helfen, eine Schale mit etwas verdünntem Honig oder ein Stückchen Wurst abseits vom gedeckten Gartentisch anzubieten. Der Duft lenkt die Tiere zu ihrem Ersatzmahl.
Alle anderen Wespenarten, darunter sechs Langkopfwespen, bevorzugen andere Nahrung: „Neben Nektar, Pollen und Pflanzensäften ernähren sich die Wespen von Fliegen, Blattläusen, Raupen, Käferlarven und andere Insekten und deren Larven, die sogar teils im Garten unerwünscht sind. Das ist eine Win-Win-Situation auch für uns“, sagt Klatt. Damit spielen sie eine wichtige Rolle im Naturhaushalt und leisten einen wertvollen Dienst für Gärtnerinnen und Gärtner.
Allerdings dürfte die Störung durch Wespen diesen Sommer nicht allzu groß sein: „Dieses Jahr scheint kein übermäßig starkes Wespen- und Hornissenjahr zu werden“, schätzt Klatt, der regelmäßig im Feld unterwegs ist und dort Wildbienen erfasst. „Zwar sind die Völker seit dem Frühjahr enorm gewachsen. Doch der Einsatz von Pestiziden in Landwirtschaft und Garten sowie das Insektensterben machen auch den Wespen das Leben schwer“, beklagt der Biologe.
Der Ruf als Störenfriede macht jedoch auch den zurückhaltenden Langkopfwespen das Leben schwer. Da deren Nester – im Gegensatz zu denen der Kurzkopfwespen – oft frei hängend und gut sichtbar sind, werden sie oft „als Quelle des Übels“ identifiziert und entfernt. „Wie unsere Vögel haben Wespen immer mehr Probleme, geeignete Nistmöglichkeiten zu finden“ erläutert Klatt. Wenn Wespen etwa Rollladenkästen als Ersatzwohnung nutzen, sind Konflikte mit dem Menschen programmiert. „Doch oftmals reicht es, einen Einflugschutz an Fenstern anzubringen, etwa ein Fliegengitter“, rät der Biologe. Ist ein Nest mindestens in vier Metern Entfernung und die Einflugschneise frei, sollte man es möglichst hängen lassen. „So können Mensch und Insekt ganz friedlich nebeneinander leben.“
Die große Sommerhitze der letzten Tage macht auch allen Hautflüglern, zu denen die Wespen gehören, zu schaffen: „Viele Arbeiterinnen sterben aus purer Erschöpfung. Wenn es sehr heiß ist, sind die der Ventilator und müssen rund um die Uhr Luft ins Wespennest fächeln, um die Brut zu kühlen“, erklärt Klatt. Trinken ist daher auch für die Wespen sehr wichtig. „Wer kann, sollte Wasserstellen im Garten oder auf dem Balkon anbieten in Form eines kleinen Teichs, einer flachen Schüssel oder auch einer Untertasse oder ähnlichem.“