Im Frühjahr laufen bei den Mitgliedern des NABU und anderer Naturschutzorganisationen immer wieder Anfragen zu angeblich verlassenen Jungvögeln ein.
„Aber wir müssen ihm doch helfen, der ist doch noch so klein“, mit diesen Worten werden nicht nur die im Naturschutz Aktiven sondern auch Eltern, Lehrer und Erzieher in dieser Jahreszeit oft konfrontiert. Da wird ein Jungvogel gefunden, der aus dem Nest gefallen ist, dort ein angeblich verlassenes Feldhasenbaby entdeckt. Die erste Idee der kleinen Naturbeobachter ist dann gleich: „Den nehmen wir mit nach Hause, ich ziehe ihn groß“ oder „den bringen wir zum NABU, die kennen sich aus!“ Meistens keine gute Idee, wie die Erfahrung beweist, denn Jungtiere aufziehen ist keine einfache Aufgabe. Oft stirbt der Pflegling und der Frust zu Hause ist groß.
Soll man denn die „armen Kleinen“ ihrem Schicksal überlassen? In den meisten Fällen ist das genau richtig, denn die vermeintlich hilflosen Vögel sind gar nicht so schutzbedürftig wie es zunächst scheint.
Feldhasenjunge sitzen oft am Tag alleine im Feld, gut versteckt vor Feinden und werden von der Mutter regelmäßig versorgt. Bei vielen Vogelarten verlässt der Nachwuchs bereits das Nest, bevor er richtig fliegen kann. Die Jungvögel werden aber von den Eltern außerhalb des Nestes weiter versorgt, bevor sie richtig flügge sind. Bei den bräunlich gefleckten Jungamseln geschieht die „Nestflucht“ bereits eine Woche vor dem Flüggewerden. Damit sie nicht verloren gehen, geben sie ständig Standortlaute aber keine „Hilferufe“ ab.
Beobachter sollten allerhöchstens aus der Ferne das Geschehen betrachten und einschreiten, wenn sich eine Katze anpirscht. Haben Katzen erst einmal einen Jungvogel erwischt, kommt meist jede Hilfe zu spät, selbst wenn der Vogel sich wieder befreien kann. Die scharfen Krallen haben in der Regel aber bereits innere Organe verletzt.
Sollten Sie doch einmal ein verletztes Tier finden oder ihre Kinder bereits mit einem jungen Tier nach Hause kommen, fragen Sie beim Landratsamt nach einem entsprechenden Aufzuchtzentrum und bringen Sie das Tier dorthin. Der NABU Bad Friedrichshall hat ein Vogelschutzzentrum für Greifvögel und größere Vogelarten wie Graureiher, Störche und Kormorane. Es ist z.B. bedeutend schwieriger, einen Sperling gesund zu pflegen, als einen Mäusebussard.
Von der erfolgreichen Arbeit in der NABU Greifvogelpflegestation Bad Friedrichshall können Sie sich auch dieses Jahr beim „Tag der offenen Tür“ am autofreien Sonntag 18.Juni 2017 wieder überzeugen (www.NABU-badfriedrichshall.de).